Auf den Spuren des neuen Lernens
Seit 20 Jahren verfolge ich digitale Lerntrends und manage Projekte oder berate Organisationen.
Durch die Corona-Pandemie wird die Digitalisierung einen weiteren Sprung nach vorne machen. Auch Non-Profits werden davon betroffen sein. Das gaben 304 Umfrage-Teilnehmer*innen aus NPOs nach eigener Einschätzung an:

(Quelle: Digital Report 2020 – Haus des Stiftens gGmbH)
Die Zahlen geben nur ein Stimmungsbild an. Aber haben wir uns nicht schon längst an Online-Meetings mehr gewöhnt als erwartet? Die Veränderung kann schnell gehen, wenn sie muss. Das sehen wir gerade sehr gut. Wir haben schnell gelernt.
Gleichzeitig gibt es viele weitere Herausforderungen, die wir am besten durch Lernen meistern. Klar ist, Lernen wird zu einer wichtigen Schlüsselkompetenz in unserer neuen VUCA-Welt.
VUCA steht für:
- Volatilität (Volatility) = zunehmende Geschwindigkeit von Veränderungen
- Ungewissheit (Uncertainty) = geringe Vorhersagbarkeit von Ereignissen
- Komplexität (Complexity) = steigende Zahl von Vernetzungen/Abhängigkeiten
- Ambiguität (Ambiguity) = Mehrdeutigkeit, z. B. von Informationen und Rahmenbedingungen
Das Lernen am Arbeitsplatz wird seit Jahren digitaler, was die Möglichkeit eröffnet, flexibler und individueller lernen zu können. Es setzt aber voraus, dass entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Fragen, die wir uns stellen sollten, sind:
- Wie möchten wir unsere Zukunft als Organisation gestalten?
- Was sind die (Lern-)Ziele unserer Organisation?
- Was benötigen unsere Kunden und Stakeholder?
- Welche Problemstellungen können wir heute schon angehen?
- Welche Kompetenzen brauchen wir?
- Wen können wir ggf. umschulen oder weiter qualifizieren?
- Wo möchten sich unsere Mitarbeiter hin entwickeln?
- Wo und wann kann gelernt werden?
- Welche Geräte und Tools stehen zur Verfügung?
Aus den Fragen wird deutlich, dass Lernen und Organisationsentwicklung meist parallel laufen. Man erkennt auch, dass es verschiedene Lernebenen gibt, die unterschiedlich funktionieren:
- Lernen des Einzelnen
- Lernen in Teams
- Lernen von Organisation und Umfeld
Das auf den Lernebenen erworbene Wissen sollte gespeichert, verteilt und von allen angewendet werden. Die Möglichkeiten und Lernanlässe dafür zu schaffen ist eine Führungsaufgabe. Setting und Rahmenbedingungen werden idealerweise gemeinsam erarbeitet und auf die Geschäftsziele ausgerichtet. So entsteht im Idealfall ein organisationaler Wissenskreislauf, indem kontinuierlich Wissen und Know-how entsteht.
In einer Beratung ermitteln wir die Organisations-(Lern-)Ziele und schauen uns dazu auch das Umfeld an. Wir gehen den oben genannten Fragen nach und konzipieren passgenaue Lösungen mit realistischem Zeitplan.
Grundsätzlich lassen sich das formale und das informelle Lernen unterscheiden. „Der Begriff des informellen Lernens wird auf alles Selbstlernen bezogen, das sich in unmittelbaren Lebens- und Erfahrungszusammenhängen außerhalb des formalen Bildungswesens entwickelt.“ (Dohmen, 2001). Informelles Lernen beschreibt somit das Lernen außerhalb formaler Strukturen wie sie z. B. bei Aus- und Weiterbildungen mit Abschlüssen üblich sind. In der Arbeitswelt ergänzen sich formales und informelles Lernen, wobei letzteres einen sehr viel größeren Anteil hat. In Lernszenarien wie z. B. dem Blended Learning können sie gut miteinander verknüpft werden. Wichtig ist, dass Werkzeuge und Methoden auf die Lerninhalte abgestimmt sind. Moderne Learning Experience Plattformen unterstützen die Einbindung verschiedenster Formate sowie Zusammenarbeit und soziales Lernen.
In den letzten Jahrzehnten sind viele Werkzeuge entstanden, die das Lern- und Wissensmanagement auf allen Lernebenen unterstützen. Lerntool-Box 2020:
Lernen, Innovation und Digitalisierung bilden ein Trio, das für alle Organisationen relevant ist, um zukunftsfähig zu sein. Die zunehmend vernetzte und computerisierte Welt benötigt neue Kompetenzen. In der Digitalisierung schlummern viele Potentiale, die wir für die Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft erschließen können, wenn wir uns mit dem Thema beschäftigen. Es gibt schon etliche digitale Geschäftsmodelle im Gesundheitsbereich (eHealth), z. B. durch die Anwendung von Virtual Reality. Andere Möglichkeiten sind erst angedacht wie die Nutzung der Blockchain-Technologie, z. B. zur Wahrung von Menschenrechten und Umweltschutz (www.circulartree.com) oder der Einsatz von künstlicher Intelligenz, z. B. zur Bekämpfung des Bienensterbens. (Video auf: www.apic.ai)
Stand heute gibt es jedoch erst vereinzelt NPOs mit digitalen Geschäftsmodellen. Die meisten nutzen zwar bereits digitale Werkzeuge, um die eigene Arbeit zu erleichtern, aber schon weniger, um die eigene soziale Wirkung zu erhöhen. Nur knapp 15% bieten ihren Zielgruppen ein digitales Angebot.
Natürlich führt Lern- und Wissensmanagement nicht automatisch zu einem digitalen Geschäftsmodell. Das ist auch nicht das Ziel, denn das hängt ganz von der Organisation selbst ab. Die Veränderungsprozesse sollten bedarfsorientiert ausgerichtet sein. Kompetenzaufbau, Teambildung und Innovation sind aber häufige und erwünschte Zusatzeffekte.
Eine kreative Lern- und Innovationskultur kann auch durch neue Lernmethoden wie agiles Lernen, New Learning oder das Lernen in Netzwerken vorangebracht werden. Eine kurze Einordnung:
„Agile Lernprozesse zeichnen sich durch kurze, klar strukturierte Abläufe bei gleichzeitiger Flexibilisierung und Individualisierung der Inhalte aus (z. B. Working Out Loud oder Barcamps). Zielorientierung, Kollaboration, Selbststeuerung und Dynamik prägen diesen Ansatz. Im weiteren Sinne bedarf agiles Lernen eines passenden Mindsets …“ (Graf und Schmitz 2019)
„New Learning basiert auf Frithjof Bergmanns New-Work-Konzept und hat die Selbst- und Potenzialentfaltung des Individuums zum Ziel. New Learning bezeichnet Lernprozesse, die vom Lernenden als sinnhaft erlebt werden und die Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglichen. Die Lernprozesse sind geprägt von Selbstbestimmung, Autonomie und dem Streben nach Wirksamkeit.“ (Graf und Schmitz 2019)
Die VUCA-Welt ist eine Welt von Netzwerken, die wir bewusst aussuchen, zum Lernen erschließen und pflegen können. Die eigene Wirksamkeit und Karriere hängen zunehmend davon ab wie wir vernetzt sind.
Auch ein einziges agiles Team ist ein kleines Netzwerk. Mehrere agile Teams bilden miteinander agierende Netzwerke. Eine agile Arbeitsorganisation verändert die Art wie Einzelne und Teams lernen oft stark, auch weil alle viel häufiger in Entscheidungen einbezogen werden. Das schafft ein zusätzliches Wir-Gefühl und verbessert die Teamarbeit. Sollen bewusst Innovationen reifen, entwickeln wir zudem in gemischten Teams mit Menschen unterschiedlichster Hintergründe schneller außerordentliche Ideen. Zu beachten ist u. a., dass sich agile Teams in einer Organisation nicht in unterschiedlichen Richtungen und Geschwindigkeiten auseinanderentwickeln. Es gibt aber mittlerweile viele Erfahrungen, um dem entgegenzuwirken.
Eine Vorgehensweise, die zu neuem Lernen und digitaler Transformation führt, ist die Einrichtung von Labs bzw. Lern- und Experimentierräumen, in deren geschützter Umgebung kreative Freiwillige erste Erfahrungen sammeln, die sie dann an andere weitergeben.
Durch meine Akkreditierung in den Programmen unternehmensWert:Mensch und uWM plus können neben kleinen und mittleren Unternehmen auch Non-Profit-Organisationen unter bestimmten Voraussetzungen stark geförderte Coachings beantragen. Die Programme fördern eine mitarbeiterorientierte Organisationskultur oder begleiten bei digitalen Transformationsprozessen: